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Euterentzündungen – Frühzeitig erkennen und handeln

Für eine optimale Milchleistung ist ein gesunder Euter zwingend erforderlich. Dem steht in der Praxis entgegen, dass Euterentzündungen als die häufigsten produktionsbedingten Erkrankungen bei Kühen weltweit beschrieben werden (Seegers et al. 2003). Eine Euterentzündung (Mastitis) verursacht immer zusätzliche Kosten, besonders durch Antibiotikaeinsatz. Zu den Medikamentenkosten kommt auch der Einnahmeverlust durch das Einhalten von Wartezeiten hinzu. Das Ziel ist daher immer eine beginnende Mastitis ohne Antibiotika in den Griff zu kriegen.

Erreger und Infektionswege

Mastitis bedeutet wörtlich: Entzündung des Eutergewebes. Sie kann durch verschiedene Bakterien verursacht werden, darunter E. coli, Staphylococcus aureus und Streptococcus uberis. Diese Bakterien dringen in das Euter ein und verursachen eine Entzündung. Häufig kommt es während des Melkens durch verunreinigtes Melkgeschirr, Tücher oder Hände zu einer Infektion. Diese hygienischen Mängel erleichtern die Infektionsverschleppung. Aber auch die Hygiene im Stall, besonders der Liegeboxen, ist entscheidend. Die Euter sollten möglichst trocken und sauber liegen. Während klinische Mastitiden häufiger durch solche umweltbedingten Infektionen ausgelöst werden, sind subklinische Verläufe eher auf unzureichende Melkhygiene zurückzuführen.

Symptome einer Mastitis bei der Kuh

Man unterscheidet zwischen der klinischen (auch perakuten) und subklinischen Mastitis. Ab einer somatischen Zellzahl von >100.000/ml handelt es sich bereits um eine Mastitis. Bei Zellzahlen über 200.000/ml kann bereits mit einem Rückgang der Milchleistung gerechnet werden.

Auch die elektrische Leitfähigkeit ist bei einer Mastitis erhöht. Sie bezieht sich auf die Menge an gelösten Salzen in der Milch. Bei einer Euterinfektion wird die Blut-Milch-Schranke geschädigt und Natrium- und Chloridionen gelangen aus dem Blut in die Milch. Kaliumionen gelangen wiederum aus der Milch in den Blutkreislauf. Eine erhöhte Salzkonzentration in der Milch erhöht die elektrische Leitfähigkeit. Dies kann während des Melkens gemessen werden (Miltenburg et al. KNMvD). Allerdings ist dieser Wert weniger verlässlich, da er u.a. mit der Viskosität, Temperatur und dem Fettgehalt der Milch zusammenhängt.

 

Symptome einer klinischen Mastitis
Euter
  • Schwellung / Verhärtung
  • Rötung
  • Wärme
  • Schmerzempfinden
Milch
  • Milchrückgang
  • Wässrigere Konsistenz
  • Flocken, Klumpen, Eiter oder Blut
  • Erhöhte Zellzahl
Allgemein
  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Verringerte Futter- und Tränkeaufnahme
  • Weniger Aktivität

 

Finanzielle Einbußen durch Mastitis

Neuere Zahlen des auf Tiergesundheit spezialisierten, unabhängigen und marktorientierten niederländischen Unternehmen Royal GD beziffern die durchschnittlichen Kosten einer Mastitis auf 458 Euro pro Fall. In den ersten Monaten nach der Kalbung können diese sogar auf mehr als 900 Euro ansteigen. Diese vielleicht zunächst überraschend hohen Summen beinhalten auch den finanziellen Verlust durch Produktionsausfall und Abgänge. Euterentzündungen zeigen sich ursächlich für rund 20% der frühzeitigen Abgänge (GD 2018). Entsprechend sollte der Vorbeugung genug Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Euterentzündungen vorbeugen

Hygiene und Euterpflege sind entscheidend, um Euterentzündungen vorzubeugen. Eine gepflegte Zitzenhaut und intakte Strichkanalöffnungen können zum Beispiel durch Eutercremes gefördert werden. In der Melkhygiene und -routine gibt es grundsätzlich viele wichtige Stellschrauben:

  • Verwendung von Handschuhen
  • Reinigung und Desinfektion der Handschuhe bei Verunreinigung auch zwischendurch
  • Einwegtücher verwenden
  • Auch Zitzenspitze reinigen
  • Desinfinzierendes Dippmittel
  • Vormelkbecher verwenden
  • Gut getimtes Ansetzen
  • Zwischendesinfektion der Zitzenbecher
  • Regelmäßiger Austausch der Zitzengummis (Beachte Lebensdauer)
  • Nach dem Melken zum Fressen und Trinken animieren
  • Maximal 4 Melkungen in automatischen Systemen
  • Idealerweise 3 Melkgruppen schaffen

60% der Euterentzündungen zu Beginn der Laktation stehen im Zusammenhang mit dem Trockenstehermanagement. Diese Infektionen könnten durch eine Optimierung der Trockenstehperiode deutlich reduziert werden. Zum Ende der Laktation sind die Strichkanäle noch nicht gänzlich verschlossen und erleichtern somit den Erregereintritt. Insbesondere bei hohen Milchleistungen dauert die Ausbildung des Keratinpfropfen im Zitzenkanal häufig länger und ist schwächer. Der natürliche Schutz ist eingeschränkt.

Mastitis behandeln

Ein frühzeitiges Eingreifen ist entscheidend, da es auch zu einer langfristigen Schädigung des Euters kommen kann. Die Folge sind dann chronische Mastitiden und dauerhafte Kosten. Ein erster Schritt bei perakuter Mastitis sollte das häufige Ausmelken des gesamten Euters sein. Dieser Vorgang kann durch die Gabe von Oxytocin unterstützt werden und dient dazu den Gehalt an Endotoxinen bei Euterentzündungen schnell zu reduzieren. Zur Ausscheidung über Kot und Harn ist außerdem eine ausreichende Wasseraufnahme wichtig. Entzündungshemmende Medikamente können das Allgemeinbefinden durch Schmerzlinderung und Temperatursenkung verbessern.

Zur weiteren Behandlung der (sub)klinischen Mastitis sind Antibiotika meistens das Mittel der Wahl. Hierbei ist wichtig das verursachende Bakterium diagnostizieren zu lassen, um die Therapie ggf. anzupassen. Außerdem sollte das Medikament die Blut-Euterschranke passieren können. Dies ermöglicht häufig einen besseren Behandlungserfolg. Allerdings ist der Einsatz von Antibiotika immer auch mit Wartezeiten verbunden und steht zusätzlich öffentlich in der Kritik.

Daher sind Alternativen zu Antibiotika interessant, die den natürlichen Heilungsprozess bei Euterentzündungen unterstützen. Dabei handelt es sich oft um Produkte auf Basis von entzündungshemmenden Pflanzenextrakten. Solche Produkte können den Antibiotikaeinsatz nicht immer verhindern, ihn jedoch bei richtiger Anwendung erheblich reduzieren.

Empfehlenswert ist auch die Verwendung von Euterpflegemitteln (z.B. Salben), welche die Durchblutung im Euter fördern können, so dass Bakterien und abgestorbenes Eutergewebe besser entfernt werden. Dies kann den Heilungsprozess genauso fördern wie immunstimulierende Substanzen.

 

Euterentzündungen – Frühzeitig erkennen und handeln