Kolostrum-Management für den richtigen Start

Ihre Kälber sind die Zukunft Ihres Betriebes. Der Grundstein für eine gute Kälberaufzucht wird bereits in den ersten Lebensstunden durch eine optimale Kolostrumversorgung gelegt. Doch was ist gutes Kolostrum? Wie kann man die Qualität messen und ggf. verbessern? Und worauf kommt es außerdem an? Hier wollen wir Ihnen diese Fragen beantworten.

Kolostrum: Flüssiges Gold

Kolostrum ist unersetzbar als erstes und lebenswichtiges Kälberfutter. Bei der Geburt besitzt das Kalb noch keine Antikörper und ist somit nicht gegen Krankheitserreger geschützt. Die Kuh gibt diese Antikörper (Immunglobuline) nicht über die Plazenta weiter. Allerdings ist die Zusammensetzung von Kolostrum ideal für das schutzlose Kalb und daher entscheidend für einen guten Start. Es enthält viele Immunglobuline, welche das Kalb durch den Aufbau einer passiven Immunität besonders in den ersten Wochen schützen. Neben den Immunglobulinen enthält Kolostrum große Mengen Fett und Protein. Das ist für Kälber nach der Geburt enorm wichtig, da die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur sehr viel Energie verbraucht. Zusätzlich versorgt Kolostrum die Kälber mit Flüssigkeit und Wachstumsfaktoren (z.B. IGF-1).

Richtige Kolostrumversorgung

Die ungehinderte Aufnahme der lebenswichtigen Immunglobuline und Nährstoffe im Darm lässt bereits nach einigen Stunden deutlich nach. Deshalb kommt es auf die richtige Fütterungsmenge und den optimalen Fütterungszeitpunkt an (vgl. Tabelle 1). 6 Liter Kolostrum am ersten Tag sollten das Ziel sein. Die folgenden Punkte sind für das Kolostrummanagement WAHR:

• Warm
• Ausreichend
• Hochwertig
• Rechtzeitig

>> Tabelle 1: Empfohlene Fütterungszeitpunkte für Kolostrum/Biestmilch

Außerdem sollte auf die Hygiene bei der Kolostrumfütterung geachtet werden. Sauberkeit beim Melkprozess und dem verwendeten Zubehör (Eimer, Sauger) sind enorm wichtig: visuell und mikrobiologisch. Damit dies gelingt, sollte das Zubehör zunächst alkalisch (pH 11-12) gereinigt werden, um hartnäckigen Biofilm zu entfernen. Eine anschließende saure Reinigung dient zur Entfernung von Mineralien und Kalk. Häufig wird das Tränkezubehör allerdings nicht in solcher Weise vorbereitet, wodurch der Erregerdruck steigt. Eine weitere wichtige und einfache Maßnahme für gute Kolostrumhygiene ist das Abdecken des Kolostrum-Eimers vor der Fütterung. So wird der Eintrag von Fliegen verhindert. Für die Hygiene und Qualität ist es auch wichtig, das Kolostrum nicht mit anderer, „normaler“ Kuhmilch zu verdünnen. Diese „Streckung“ führt zu einem Qualitätsverlust, der auch durch eine höhere Fütterungsmenge nicht aufgefangen werden kann. Zusätzlich erhöht eine solche Durchmischung auch das Infektionsrisiko.

Kolostrumqualität messen

Neben einer schnellen Versorgung nach der Geburt kommt es vor allem auf die Qualität des Kolostrums an. Hierfür ist die Konzentration von Antikörpern (Immunglobulinen) maßgeblich. Diese kann mittels Refraktometer über den Brix-Wert sehr einfach festgestellt werden. Das Kolostrummessgerät erfasst optisch die Menge an Feststoffen im Kolostrum: den Trockenmassegehalt. Die Brix-Messung bestimmt die Lichtbrechung innerhalb einer Lösung. Der Winkel der Lichtbrechung steht im Verhältnis zur Trockenmassemenge. Je mehr, desto besser die Qualität. Normale Kuhmilch enthält 12,5% Trockenmasse, während frisches Kolostrum idealerweise mehr als 25% enthält. Tabelle 2 gibt Ihnen einen Überblick über die Qualitätsaussage der Messwerte. Es wird deutlich, dass ein höherer Brix-Wert mit einer höheren Immunglobulin-Konzentration korreliert.